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Die Roßtrappe – aus archäologischer Sicht

Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Detlef Schünemann

Das Bodetal bei Thale am Nordrand des Harzes ist das am tiefsten eingeschnittene Tal nördlich der Alpen. Am nördlichen Taleingang liegt hoch oben der weit vorspringende Roßtrappenfelsen. Den kann man zu Fuß, mit dem Auto oder vom Tal aus mit dem Sessellift erreichen. Nach einem etwa 10-minütigen Fußweg vom Hotel „Roßtrappe“ aus, hat man den Roßtrappenfelsen erreicht.

Die „Roßtrappe“ selbst stellt sich als birnenförmige Vertiefung von 70 cm Länge und 55 cm Breite bei einer Tiefe von bis 13 cm dar. Die Entstehung der Roßtrappe wird einer alten und bekannten Harzsage zugeschrieben, die in Kurzform wie folgt lautet:
Einst begehrte der Riese Bodo die schöne Königstochter Brunhilde, die den ungestümen Freier aber ständig abwies. Eines Tages ritt die Schöne durch den Wald, als sie merkte, dass sie verfolgt wurde. Als Bodo dann aus dem Unterholz brach und die Prinzessin bedrängte, ergriff sie die Flucht. Doch der Versuch Bodo abzuschütteln misslang. Plötzlich stockte ihr Ross mit jähem Ruck und sie standen vor einem Abgrund. Doch Bodo war schon in bedrohliche Nähe gekommen. Da gab die Königstochter ihrem Pferd beherzt die Sporen und setzte zu einem gewaltigen Sprung über die Schlucht an. Der Sprung glückte und der erste Huf des Rosses grub sich beim Aufschlag tief in den Felsen ein. Brunhilde war gerettet, nur ihre goldene Krone fiel in den reißenden Fluss. Bodo schaffte es nicht die andere Seite zu erreichen, er stürzte mit seinem Pferd in die Schlucht. Zur Strafe für seinen Frevel wurde er in einen Hund verwandelt. Man sagt, er bewacht die Krone Brunhilds für ewige Zeiten in dem Fluss, der nach ihm benannt wurde.

Soweit die Sage: Die wahre Entstehung und Bedeutung dieser steinernen Vertiefung gibt aber bis heute Rätsel auf. Zur Talseite hin ist der Rand weniger deutlich, vielleicht abgetreten. Am Rand der Vertiefung befinden sich drei 9 - 12 Zentimeter tiefe Löcher, das Ganze sieht in der Tat wie ein Hufmal aus. Jährlich wandern zehntausende Naturfreunde zur Roßtrappe, sprechen vielleicht über die Sage, machen Fotos davon und hören davon, dass es sich um eine vorchristliche Opferstätte handle. Doch Näheres ist nicht zu erfahren, auch nicht in Veröffentlichungen. Der Forscher D. Schünemann aus Niedersachsen plante in Zusammenhang mit seinen Forschungen zu sog. Muldensteinen 1988 eine Objektaufnahme. Im Mai 1989 führte er diese im Beisein des damaligen Direktors des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle, Dr. D. Kaufmann, durch. Diese genaue Vermessung scheint die einzige zu sein, die existiert.

Die Ergebnisse seiner Forschungen, nebst Deutung zur Roßtrappe, hat D. Schünemann zuerst 1989 veröffentlicht (Schünemann, DIE KUNDE 1989, S.93-95; derselbe, Jahresschr. f. mitteldt. Vorgesch. 74, 1991, S.283-287; ferner in DER HARZ, Juni 2000, S.14-15 und im Heimatkal. f. d. Ldkrs Verden, 2001, S.33-39), ich gebe sie hier mit eigenen Worten gekürzt und abgerundet wieder:
Ohne jeden Zweifel sind die drei Löcher im „Hufmal“ von Menschenhand - zu einem unbekannten Zeitpunkt – geschaffen worden. Ob die große birnenförmige Vertiefung ebenfalls künstlich ausgehöhlt worden ist, diese Frage kann nicht mit Sicherheit bejaht werden. Granit neigt gelegentlich, wie Sandstein ohnehin, zu Erosionserscheinungen dieser Art. Im Elbsandsteingebirge, im Riesengebirge, in der Oberpfalz kommen solche Mulden auch gehäuft vor. Auch bei den Geologen ist deren Entstehung umstritten. Wie dem auch sei, dem vorgeschichtlichen Menschen musste diese birnenförmige Vertiefung – wenn er sie nicht selbst schuf – auffallen und zu einer wie auch immer gearteten kultischen Nutzung anregen, zumal sie in einer ausgedehnten überwiegend bronzezeitlichen Wallanlage liegt. Im einfachsten Falle konnte die Vertiefung – monatelang im Jahr wassergefüllt – zum Auffangen von „heiligem“ Regenwasser dienen. „Ungebrauchtes Wasser“ hatte in vorzeitlichen Wasserkult eine erhebliche Bedeutung: so in der Volksmedizin, in der Wassersymbolik sowie im Symbolismus des Eintauchens. Womöglich nutzte man in Dürrejahren jenes Wasser im Rahmen eines „Regenzaubers“, um die Götter zu fruchtbringendem Regen zu bewegen.

Irgendwann wurden dann der Mulde die drei Löcher hinzugefügt. Aber warum? Immerhin besaß die Roßtrappe offenbar schon 1771 ihr jetziges Aussehen, sonst hätte der zu seiner Zeit hoch geachtete Dichter G.F. Klopstock nicht seine überschwängliche Ode zu Roßtrappe verfasst.

Das Bodetal liegt in der nördlichen Randzone der keltisch geprägten Kultur Thüringens. Die Kelten nutzten, wie andere Völker vor und nach ihnen auch, Pferde zu Weissagungen. So wurden beispielsweise deren Schritte über ausgelegte Lanzen genau beobachtet. Es wäre daher nicht ausgeschlossen, dass zu gewissen Anlässen diese Mulde wegen ihrer Hufeisenform kultisch genutzt worden sein könnte – in germanischen Zeiten dann als „Synonym“ für den Gott Odin, der auf seinem achtfüßigen Ross Sleipnir reitet.

Wegen der auffällig tiefen Löcher denkt Dr. Detlef Schünemann jedoch an eine etwas konkretere Nutzung und vermutet, dass darin ursprünglich ein Gegenstand befestigt war. Er nimmt an, dass es sich um Pfostenlöcher im weitesten Sinne bzw. Zapflöcher handelt. Wollte man in der Mulde etwas befestigen, blieb bei der humusfreien Felsennase nur das Aushöhlen solcher Löcher als Problemlösung. Prähistorische Ringwallanlagen z.B. im Hunsrück zeigen steinerne Pfostenlöcher in verschiedenen Größen, auch solche vom Roßtrappenformat. Aber was sollte dort befestigt werden?

D. Schünemann meint: Vielleicht – unter keltisch-griechischem Einfluss – ein dreibeiniger Bronzekessel? Solche gab es häufiger im griechischen Kulturkreis, etwa in Delphi. Die weissagende Pythea im Apollon-Tempel zu Delphi saß auf einem Dreibein, nahebei stand ein dreibeiniger Kessel auf einem Quader mit umlaufender Abflussrinne. Immerhin fand man auch schon in Sachsen Anhalt, südöstlich von Magdeburg bei Gommern, einen wunderbaren Klapp-Dreifuß aus Messing. Der Fund von 1990 fand als „Fürstengrab von Gommern“ Eingang in die Geschichtsbücher, ist es doch der bisher reichste germanische Grabfund auf deutschem Boden. Thale und die Roßtrappe liegen nur etwa 60 km von Gommern entfernt.

Die drei Löcher in der „Roßtrappe sind allerdings nicht ganz regelmäßig-symmetrisch angeordnet. Deshalb könnte seine Dreifuß-These abgelehnt werden, meint D. Schünemann. Er sah aber asymmetrische Dreiloch-Gruppen auf den Sockeln ehemaliger Statuen in Delphi und Olympia. Nach dem Verfall eines solchen Kultobjektes entstand dann das heutige Bild der Roßtrappe, das vielleicht – wie oben geschildert – nun sekundär Anlass zu einem Pferdekult gegeben haben könnte. Auf Malta gibt es ein der „Roßtrappe“ ähnliches Objekt mit 5 bzw. 4 Vertiefungen; jene Vorrichtung wird mit einem besonderen Opferritus in Verbindung gebracht. Zum archäologischen Umfeld der „Roßtrappe“ gehört auch, dass kaum 30 Schritte entfernt früher „Urnen und Tränenkrüge“ gefunden wurden (Nolte 1893). Noch vor nicht langer Zeit war ein Sonnenrad als altes Heilszeichen in der Nähe sichtbar; ein solches findet/fand sich auch neben der Mulde eines Muldensteins auf dem gegenüberliegenden Hexentanzplatz, der ebenfalls durch eine prähistorische Befestigung gesichert war.

Im Jahr 2000 hat D. Schünemann am Hexentanzplatz im Bereich der Reste der „Heidentreppe“ im Steilhang fünf alte steinerne Terrassen von 11 -15 m Länge entdeckt. Von den fünf nach Art eines kleinen Amphitheaters gestalteten Stufen aus, könnte man in alten Zeiten kultische Vorgänge auf der „Roßtrappe“ beobachtet haben. Erwähnenswert ist noch, dass die Gedanken von D. Schünemann vom Frühjahr 1989 zum Schutz der „Roßtrappe“ um 1992 umgesetzt wurden: Die Abnutzung durch Betreten seitens der Wanderer sollte verhindert werden. Ein stabiles Gitter umgibt nun dieses archäologische Bodendenkmal. Dies hat ein neues Ritual hervorgebracht. Früher sollte es Glück bringen, in diese „Roßtrappe“ hinein zu springen, heute wirft man Münzen hinein, wie in den Trevi-Brunnen zu Rom oder in die „Alte Taufe“ auf dem Deister.

Zusammenfassend meint D. Schünemann: Die Eintiefung auf der „Roßtrappe“ ist ein sichtbares Überbleibsel eines einstigen Höhen-Heiligtums bzw. Felsen-Heiligtums. Die Geheimnisse um den dort geübten Kult und die Frage nach dem einst dort angebrachten Kult-Emblem wird man kaum noch klären können. Vielleicht aber hat die Roßtrappensage, mit der goldenen Krone im Bodekessel, etwas mit dem einstigen Kult dort oben zu tun; vielleicht sind Gegenstände, womöglich aus Metall, während der Zeremonien von dort hinabgeworfen worden – vergleichbar mit den absichtlich versenkten Objekten in den Opfermooren in Norddeutschland und Dänemark.

Weitere Informationen: Sage von der Roßtrappe - Mythen und Sagen der Harzregion,
Die Roßtrappe und die Winzenburg, Das Bodetal, Zur Geschichte von „Königsruhe“ im Bodetal

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Copyright der Texte Bernd Sternal 2011

 
Burgen und Schlösser in der Harzregion: Band 3
Bernd Sternal (Autor), Lisa Berg (Autor), Wolfgang Braun (Autor)
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