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Alter Bergbau bei Gernrode

Der Bergbau hat alle Regionen des Harzes und seiner Randgebiete grundlegende geprägt, wie ich auch in meinem Buch „Die Harz-Geschichte“ Band 1, Seite 133 „Harzer Bergbau und Montanarchäologie“ ausführlich geschildert habe. Und das nicht erst, wie oftmals noch heute publiziert, ab Otto dem Großen im Hochmittelalter, sondern bereits ab dem Neolithikum. Für die Rand- und Hochlagen der niedersächsischen Harzregion gilt das seit längerem als wissenschaftlich erwiesen. Dort hat in Goslar/Rammelsberg auch eine montanarchäologische Forschungseinrichtung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege ihren Standort, die versucht die montanarchäologischen Hinterlassenschaften zu erforschen und so den Schleier der Montangeschichte in der Harzregion zu öffnen.

Leider haben wir in Sachsen-Anhalt diesbezüglich bisher noch nichts Vergleichbares vorzuzeigen. Somit muss ich mich in meinen nachfolgenden Ausführungen ausschließlich auf historiografisches und historisches Wissen sowie eigene Erkundungen beschränken.

Erstmals über das bergbauliche Geschehen in der Umgebung von Gernrode berichte Cyriakus Spangenberg in der Sächsischen Chronika, die aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt. Spangenberg und auch Johannes Beckmann berichten, dass Kaiser Lothar von Süpplingenburg um 1230 nach Gernrode gekommen ist um dem „Bleibergwerke, so dazumal reich daselbst gewesen“ besondere Freiheiten zu verleihen. Dieses Bleibergwerg muss dementsprechend damals schon von längerem Bestand gewesen sein. Wo dieses Bergwerk genau gelegen hat ist unbekannt, auf jeden Fall aber am Osterberg. Mit dem Blei, das dort gewonnen wurde, sollen die Bleidächer der Kirchen in Halberstadt sowie anderen Orten in der Umgebung gedeckt worden sein. Zuvor soll es aber bereits eine frühere Periode gegeben haben, die bis 1204 angedauert haben soll und in der eine Grube mit namens „Güldener Bär“ existiert haben soll. Auch diese Grube ist bisher nicht lokalisiert. Da zu jener Zeit aus logistischen Gründen die Erzverarbeitung in unmittelbarer Nähe zum Bergwerk stattfand, ist anzunehmen, dass dieser Standort sicherlich noch irgendwann, nach entsprechenden Untersuchungen, an Hand von Schlackefunden verortet werden kann.

In dieser Region Gernrodes, am Osterberg und etwas später auch auf der östlichen Talseite des Ostergrunds, am Hungerberg, wurde Blei, Kupfer und Silber abgebaut. Daher ist auch meine Vermutung, dass diese Lagerstätten schon weit früher- zu Beginn des 10.Jahrhunderts Markgraf Geros Familie bekannt waren und das dieses Wissen Anlass war, als Schutz die Burg Gerinisroth und auch die Alteburg zu errichten- sicherlich nicht aus der Luft gegriffen. Für diese Annahme spricht auch, dass die gesamten Forste um Gernrode, in denen auch Bergbau betrieben wurde, seit je her Eigentum des Stifts Gernrode, also des Alleinerben der Gero-Sippe, waren. Das jedes Urkundenmaterial bezüglich der Gernröder Bergbauaktivitäten bis Anfang des 16. Jahrhunderts fehlt, ist wohl allein dem Archivraub des Stifts im Jahre 1323 zuzuschreiben, als bei umfangreichen Befestigungsarbeiten auch der Stiftsschatz und die Reliquien geraubt wurden.

Ein Erzbergwerk bei Gernrode wurde urkundlich erstmals im Jahr 1503 erwähnt, als vom Osterteich aus ein 800 bis 1000 m langer Stollen in Richtung Osterberg und Hungerberg vorgetrieben worden war. Um 1560 wird die Grube „Gottesgabe“ als wichtigstes Bergwerk genannt. Insbesondere die Stiftsbergwerke am Osterberg und im Ostergrund wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts zum Streitobjekt zwischen Äbtissin Scholastika und den Fürsten Waldemar, Ernst, Rudolf und Georg von Anhalt. Diese wollten die Einkünfte der Bergwerke für sich in Anspruch nehmen, da ihnen die Schutzherrschaft über das Stift mit allen Regalien zustand. Letztendlich kam es zu einem Vergleich zwischen dem Stift und den Fürstenbrüdern, wonach der Zehnte aus allen Bergwerken des Stifts geteilt werden sollte. Die Gernröder Bergwerke müssen seiner Zeit reiche Ausbeute geliefert haben: Silber, Kupfer, Blei und Zinn sowie zahlreiche Mineralien. Schrieb doch von diesen Anlagen ein Bergbaufachmann am Ende des 17ten Jahrhunderts: „ Es sei fast kein Bergwerk zu finden, welches in so kurzer Zeit dermaßen edel sich aufgetan und avancieret wäre.“

Zu jener Zeit, vielleicht sogar schon ab dem 13. Jahrhundert oder noch früher, gab es im südlichen Gernröder Forst, am Kupferberg in der Nähe des Neuen Teiches, eine Siedlung mit Namen Behem (Bem, Boeme, Bohemus), die noch bis ins späte 16.Jahrhundert existiert haben soll. Außer dem Namen der Wüstung sind keine schriftlichen Überlieferungen erhalten. Der Name deutet aber auf böhmische Einwanderer hin, die sich dort am Kupferberg niedergelassen hatten. Da dort Landwirtschaft und auch Viehzucht nicht möglich waren bleibt nur der Schluss, dass es sich um böhmische Bergleute handelte. Bis heute leben dort die Flurbezeichnungen Klein Böhmen und Groß Böhmen sowie Böhmische Wiese fort.

Wer nun allerdings denkt, diese Bergwerke wären über mehrere Jahrhunderte hinweg betrieben worden, der irrt. Besonders im Mittelalter, aber auch im 16., 17. und 18. Jahrhundert lagen die Bergwerke oftmals, auch über lange Zeiträume, still. Die Gründe dafür waren sehr vielschichtig: z.B. Personalnot, Hungersnöte, Seuchen, Geldmange und Brände.

Auch vor 1691 lagen die Gernröder Bergwerke still, wie uns das Buch „Großartiger Betrug in den anhaltischen Metallbergwerken“ aus dem Jahre 1701 beichtet. 1691 aber wurden die Bergwerke bei Gernrode wieder in Betrieb genommen. Ein aus Gernrode gebürtiger Mann stand in Berlin bei einem gewissen Jean de Smeth in Diensten. Er berichtete seinem wohlhabenden Herrn von den ehemals ertragreichen Gernröder Stollen, die verfallen dalagen und dass es Zeit sei, diese wieder in Betrieb zu nehmen. Er stellte dabei seinem Herrn reiche Ausbeute in Aussicht. Herr de Smeth beschloss in die Gernröder Bergwerke zu investieren, nahm aber den befreundeten kurfürstlich-brandenburgischen Etatsrat Josia von Rheden als Partner mit ins Boot. Der kurfürstliche Rat von Rheden erhielt auch vom Fürsten Wilhelm von Anhalt die Konzession für zahlreiche Gruben um Gernrode: Himmlischer Segen, Gernröder Glückshafen, Reicher Trost, Höfliche Zeche, Güldener Bär, Kaysers Krone, Getreuer Löwe und andere.

Aber von Rheden wie auch sein Partner de Smeth verstanden nichts von Bergbau, so dass sie sich einen tüchtigen Fachmann anstellten. Das war ein Herr Daniel Ochlitz, dem die Aufsicht über die Gernröder Bergwerke übertragen wurde. Durch die bereitstehenden finanziellen Mittel hatte Ochlitz schon nach kurzer Zeit Erfolge vorzuweisen. Sehr bald schon dehnte er auch den Bergbau auf Harzgerode und Güntersberge aus, wozu er eine Gewerkschaft gründete.

Am 21. September 1691 schloss er im Auftrag des Herrn von Rheden mit Fürst Wilhelm zu Anhalt einen Vertrag ab, der im Kern folgendermaßen lautete: Von Rheden und seine Mitgesellschafter, samt ihrer Erben, erhalten das Recht, in den Ämtern Gernrode, Harzgerode und Güntersberge alle verfallenen Zechen wieder aufzunehmen. Weiterhin erhalten sie das Recht neue Gruben anzulegen und nach Gold, Silber, Kupfer, Blei und Zinn sowie nach anderen Mineralen und Metallen mit Ausnahme von Eisen auf eigene Kosten zu suchen und zu schürfen. Der Eisenabbau und die Eisenverhüttung unterlagen der fürstlichen Eisenhütte in Mägdesprung. Alle Zechen sollten, bis sie entsprechende Ausbeute erbracht hatten, von der Abgabe des Zehnten befreit sein. Erst dann sollten sie den für Bergwerke üblichen Zehnt pünktlich jedes Quartal zahlen. Ferner mussten jedes Jahr für die Aufrechterhaltung der Rechte eine bestimmte Summe an den Fürsten gezahlt werden. Außerdem sollten ihm von jeder Ertrag bringenden Grube je vier Kuxe (ein Kux der 128te Teil) abgeliefert werden. Weitere zwei Kuxe sollten den Kirchen und Hospitälern in den drei Ämtern zur Verfügung gestellt werden.

Sogar ein neues, eigenes Bergamt wurde gegründet. Bergrat, Steiger, Hüttenmeister usw. wurden zwar vom Fürsten vereidigt, offizieller Dienstherr aber war v. Rheden. In jener Zeit wurden auch die ersten Gruben südlich von Gernrode angelegt: Im Hagental, am Schäferberg, am Herrenberg und am Stubenberg.

Herr von Rheden besaß für alle Bergwerke fast unbegrenzte Machtbefugnisse. Sein Bergrat Ochlitz war ein ausgezeichneter Mann und so waren die Unternehmungen anfangs äußerst erfolgreich. Bis zu 36 Gruben sollen um 1692 in den drei Ämtern befahren worden sein.

Die Erfolge waren aber nicht von langer Dauer. Schuld daran waren nicht mangelnde Erträge sondern jener Herr von Rheden. Dem schien der Erfolg in den Kopf gestiegen zu sein und er begann in diktatorischer, selbstherrlicher Weise in den Betrieb einzugreifen. Er schikanierte die Beamten, jagte sie davon und als er letztendlich auch Ochlitz entließ, begann das Bergbaukonstrukt wie ein Kartenhaus zusammen zu brechen. Alles lag um 1700 danieder, wie zuvor – vor 1691. Die Folge - wieder wurden keine schriftlichen Nachweise geführt. Das Ergebnis - auch aus der Folgezeit, bis zum Ende des alten Bergbaus fehlen schriftliche Quellen, was allerdings auch den zwei Weltkriegen geschuldet ist. Viele der wenigen Unterlagen die noch existent waren wurden von den russischen Besatzungsmächten beschlagnahmt. Von der SDAG Wismut wurden diese Unterlagen genutzt um Erkundungsexpeditionen in alle bestehenden und noch auffindbaren ehemaligen Stollen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR vorzunehmen, mit dem Ziel Uranlagerstätten ausfindig zu machen.

Aber der Gernröder Bergbau wurde nicht vollends aufgegeben – ganz im Gegenteil. Nur wurden die einzelnen Gruben von unterschiedlichen Betreibern genutzt – wieder aufgegeben, neu erschlossen, um dann zum Ende des 19. Jahrhunderts endgültig aufgegeben zu werden.

Eine Anzahl von Gruben im Bereich des Osterberges war ab 1694 durchschlägig mit einem neu errichteten Wasserlösungsstollen verbunden. Ab 1700 lag dieser Bergbau dann anscheinend bis etwa 1746 danieder. Dann baute Fürst Victor Friedrich von Anhalt-Bernburg den Heiligen Teich. Dies war Anlass, den Betrieb zahlreicher Gruben wieder aufzunehmen. Da aber nur geringe Erzanbrüche gefunden wurden, wurde der Betrieb angeblich bereits 1749 wieder eingestellt. Danach wurden immer wieder Versuche unternommen, den Osterberg-Bergbau erneut aufleben zu lassen. In wie weit diese erfolgreich waren entzieht sich meiner Kenntnis. Letztmalig wurde 1907 ein Versuch gestartet. Dazu wollte man zuerst zahlreiche verschüttete Lichtschächte freilegen und ließ dazu das Wasser des Osterteiches ab. Als man in etwa 15 m Tiefe den Stollen erreicht hatte, öffnete das Forstamt den südlich gelegenen Heiligen Teich und flutete damit wieder den Osterteich und somit auch den Stollen. Das war das Ende des Bergbaus am Gernröder Osterberg.

Auch in der südwestlichen Umgebung von Gernrode wurden ab dem 16. Jahrhundert zahlreiche Stollen angelegt: einer am Herrenberg, vier am Stubenberg sowie vier im Hagental. Besonders die Stollen im Hagental müssen ergiebig gewesen sein, denn sie wurden über längere Zeiträume betrieben. Der Christiansschacht, gleich hinter dem heutigen Sportplatz gelegen, wird wohl von Fürst Christian I. oder II. von Anhalt- Bernburg seinen Namen erhalten haben und seine Gründung somit in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. Endgültig aufgegeben worden soll er erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch die Grube „Fruchtbringende Eiche“ am Steilen Weg, östlich vom Mensingteich wurde etwa so lange betrieben. Dort wo heute der, vom neuzeitlichen Bergbau verseuchte, Mensingteich sein ärmliches Dasein fristet, stand einst eine Pochmühle – die Mensingmühle, die angeblich nach seinem Erbauer und Betreiber benannt sein soll.

Heute zeugt im Hagental fast nichts mehr vom Alten Bergbau. Am Oster- und Hungerberg sieht es nicht anders aus. Zwar zeugen dort noch etwa 70 Pingen und Halden von den einstigen bergbaulichen Aktivitäten, der Besucher nimmt davon aber kaum Kenntnis. Außer er wandert den Weg vom Osterteich zum Kuhkopf – dort sieht man an einigen Stellen des Weges Reste der ehemaligen Halden, die sich heute eine eigene, ganz spezielle Vegetation herausgebildet hat.

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Copyright der Foto und  Texte Bernd Sternal 2012